Samstag, 15. April 2017

309. | beweint

sehr geehrte leserinnen und leser, treue besucherinnen und besucher, liebe freundinnen und freunde der mundartdichtung.
hier darf ich euch allen den nächsten text präsentieren. es ist eine homage an unsre menschlichkeit. ein kompaktes werk üba die vergesslichkeit der geschichte, die zerstörung unserer natur - in summe ein protestlied (-text).
in diesem sinne wünsche ich euch spannende und nachdenkliche minuten.

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309.     Beweint.

So vü unglaubwüadige mäachen wean eazöht, do a funkn woahheit vasteckt si in diesa phantasiewöd
Und so vü valogne gschichtn hob i scho gheat, nua a nichtig klane täuschung hot glei den woahn sinn zasteat
So vü satirische fabln hom kan humoa, nua die bissig schoafe lächalichkeit vaätzt diesn motoa
So vü übatriebne fiktion hob i scho gsehn, do vielleicht wiad die gemeinsome zukunft no vü weida gehn.

Und so vü liada hob i scho intapretiat, mit meim gesong hob i einsome heazn gwonnen und vafiaht
Und so vü liebesgedichte hob i scho gschriem, mei stil is unvakennboa, vielleicht hob is zu seah übatriem
So vü longe texte hob i auswendig gleant, vawoan und kompliziat, do i hob jedn anzelnen entkeant
Und so vü theatastücke hob i scho gspüt, meine doabietungen hom sogoa grosse eafoige eazüt.

      Schäumend wogende wön roin on den flochn sondstrond, und die orangerode sunn stroiht vom horizont
      Vawehte dunkle woikn treibm üba des lond, und weinen dicke tränen aus göttlicha hond
      Des wogende wiesnmea flüstat geheimnisvoi, bunte blätta berauschn si om frein foi
      Gesänge und melodien san im rhythmus vaeint, und lochende tränen hom die natua beweint.

Üba so vü intelligente witze glocht, oba a die oadinäan hom in mia longe lochkrämpf entfocht
So vü geistreiche anekdotn rezitiat, hob soziale schichtn, peasönlichkeitn charaktarisiat
So vü gedonkn san in meim vastond dicht drängt, meine übalegungen reichn endlos weit, wean net einzwängt.
So vü eainnarungen vom nebl vaschluckt, guade und schlechte wuadn von da kindheit on da wond zadruckt

So vü geheimnisse vagessn und valoan, im lauf da zeit wuadn olle beweise gänzlich übafoahn
So vü scheene hoffnungen hom si net eafüllt, nua die foischn, enttäuschendn und kronkn hom iah gsicht enthüllt
So vü ängstlich quölende soagn hom mi plogt, die unlösboan probleme hom vazweiflt noch da ontwoat gfrogt
So vü sinnlose schmeazn hom mi foitand quöt, mit meine letztn kroftreseavn hob i mi dagegn gstöt.

So vü zastearung übaroi rund um die uah, east noch joahhundatn eakennt ma von den wundn goa ka spua
So vü eiskoide gwoit duachbricht d‘friedliche stün, übaschwemmt des blutende lond und hintalosst kan frein wün
So vü aggressiva hoss mutiat donn zum sieg, fanatische extremistn metzln si duachn scheinheilign krieg
So vü dröhnende schrei hom mei sö übaroit, san mit meine siebm sinn vaschmoizn, hom si des gfüh zruckghoit.

      Schäumend aufbrausende wön stüazn auf den sondstrond, und da blossbleiche voimond grinst vom horizont
      Schwoaze auftüamte woikn wözn si übas lond, und übaflutn mit iahn tränen des bond
      Unhamliche koankreise flüstan vom wind beschützt, die vawöktn blätta hom den spuk untastützt
      Gesänge und melodien san im rhythmus vaeint, und lochende tränen hom die natua beweint.

            Pock meine sochn und geh in die wöd hinein, afoch ohne zü drauflos maschian
            Üba beag und toi, duach föd und woid, boch und see, die frische kloare luft inhalian
            Schau afoch net meah zruck, moch a fluchtodyssee, mit gschlossne augn nix meah vaneint
            Geniess einsomkeit, die stün, den hön sonnenschein, schrei voa glück, hob die natua beweint

So vü legendn rankn si um mensch und tia, monche weadn zum mythos, ondre weadn glei glorifiziat
So vü intrign wean bis ins detail ausgfüaht, die konflikte san mit politischn tragödien vaschnüat
So vü varot hot des vatraun wieda entweiht, die foin woan peafekt ausglegt, die foischheit hots no weida entzweit
So vü gspüte traua hot innalich laut glocht, die schodnfreude hot die eifasucht mit rache übawocht.

So vü gesetze wean je noch gebrauch nei gfoamt, die lästign pflichtn wean dementsprechend einheitlich genoamt
So vü rechte wean kuazahond stoak sankioniat, die totalitäan ideen wean glei zua wiaklichkeit transfoamiat
So vü grössnwahn nua in an füahra vaeint, da völkamoad floariat im reich, jeda bestreitet, ois vaneint
So vü massngräba bleibm no unentdeckt, noch joahhundatn ois vagessn, hot kana meah davon gredt.

So vü vagesslichkeit stumpft unsre woahheit ob, die foahlässigkeit begleicht iahre hohn schuidn mitm tod
So vü gleichgültigkeit hot kan meah intressiat, die wäamende nächstnliebe wuade ausm heaz amputiat
So vü eiskoide berechnung bei jedm schritt, auf oin stanign wegn mocht des lebm an tiafn schnitt
So vü sinnlosa unvastond is donn aufkeimt, hom rein goa nix aus da gschichte gleant, unsre menschlichkeit beweint.

      Schäumend wütende wön massakrian diesn sondstrond, und die leichtendn stean glänzn vom horizont
      A kollossale woiknmaua schiebt si übas lond, eatränkt mit iahn tränen jedn widastond 
      Da eingstüazte bodn flüstat giftig ausm eadloch, die vafaultn blätta vastehn die oide sproch
      Gesänge und melodien san im rhythmus vaeint, und lochende tränen hom die natua beweint.

            Nimm jetzt mein rucksock und foig meina eignen spua, mei bestimmung hot scho auf mi gwoat
            Üba beag und toi, duach föd und woid, see und boch, hob die freiheit sehnsüchtig ongstoat
            Loss ois hinta mia, üba mia nuas blättadoch, mit offnen augn nix meah vaneint
            Geniess diese wüdnis, leist an heilign schwua, schrei voa glück, hob die natua beweint.

                  Die wäamendn stroihn da sunn streichln mi gonz sonft, zoat und weich
                  Da berauschte wind säuslt und haucht ma rätsl in mei oah ausm totnreich
                  Nua die soizign tränen da woikn hom mei sö entkeimt
                  Schwimm gegan strom, suach mein weg, atemlos duach raum und zeit, hob die natua beweint.

So vü fatale föhla wittan den moment, die kettnreaktion schleicht ois schmettalingseffekt ins element
So vü tragische befehle im chaos eawocht, die ausführendn kräfte hom goa net long drüba nochdocht
So vü unglückliche iatüma net eingsehn, auf demsöbm defektn gleis bliebm, wiad si weidadrehn
So vü schicksoishofte dramen vom pech vafoigt, die schwean wundn woan vom tödlichn ausgong glei übazeugt.

So vü geistahofte gstoitn in luft aufglöst, hunga und duascht weadn duach die longe trocknheit hass entblösst
So vü vatriebne flüchtlinge suachn a heim, des lebm hot on weat valoan, wiad gleichgstöt mit an kieslstein
So vü unschuidige sön vamissn des licht, die ausweglose situation zasteat iah vastoabnes gleichgwicht
So vü sinnlosa unvastond is donn aufkeimt, hom rein goa nix aus da gschichte gleant, hob unsre menschheit beweint.

      Schäumend bestialische wön zastean den sondstrond, und die kometn moin streifn om horizont
      Gschmoizne glühend rode woikn vabrennen des lond, die feurigen tränen bombadian den hydront
      Da lächlnde meteorit küsst unsan planet, beim eastn zug setzt ea uns schochmatt auf seim brett
      Gesänge und melodien san im rhythmus vaeint, und lochende tränen hom die natua beweint.

            Vastau mei gepäck und suach noch mein eignen zü, hob mi donn vaiat im labyrinth
            Üba beag und toi, duach boch und see, föd und woid, ka zwong, unobhängig wie da wind
            Es geht nua no voawäats, inhalia die vüfoit, mit vaträumtn augn nix meah vaneint
            Geniess die zeit, bekämpf mei übalebmsspü, schrei voa glück, hob die natua beweint.

                  Die wäamendn stroihn da sunn streichln mi gonz sonft, zoat und weich
                  Da berauschte wind säuslt und haucht ma rätsl in mei oah ausm totnreich
                  Nua die soizign tränen da woikn hom mei sö entkeimt
                  Schwimm gegan strom, suach mein weg, atemlos duach raum und zeit, hob die natua beweint.

                        Heb die vün tränen auf und sommls in ana antikn schoin
                        Riachn scho noch koidn rauch, wea die asche donn übaroi vastreun
                        Innen woa scho ois vastaubt, iahre lebmsadan woan scho vaschleimt
                        Afoch olla sinne beraubt, hob a letztes moi die natua beweint.

So vü unglaubwüadige mäachen wean eazöht, do a funkn woahheit vasteckt si in diesa phantasiewöd
Und so vü valogne gschichtn hob i scho gheat, nua a nichtig klane täuschung hot glei den woahn sinn zasteat
So vü satirische fabln hom kan humoa, nua die bissig schoafe lächalichkeit vaätzt diesn motoa
So vü übatriebne fiktion hob i scho gsehn, do vielleicht wiad die gemeinsome zukunft no vü weida gehn.

                        Heb die vün tränen auf und sommls in ana antikn schoin
                        Riachn scho noch koidn rauch, wea die asche donn übaroi vastreun
                        Innen woa scho ois vastaubt, iahre lebmsadan woan scho vaschleimt
                        Afoch olla sinne beraubt, hob a letztes moi die natua beweint.

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Geschrieben am 01. februar 2013 /// 01. Juni // 01. Juli // 01. august 2014 /// 08./09./10./11./12. august 2015.pk.

Überarbeitet am 17. jänner 2017.pk. – copyright by philipp kirschner.pk.

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ich möchte mich für euren besuch hier auf meinem blog recht herzlich bedanken. lasst euren gedanken freien lauf. seid weiterhin selbst kreativ und achtet auf eure umgebung (alles inklusive).

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euer phil

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