Samstag, 2. September 2017

323. | meine fünf sinn.

hallo, meine lieben freunde und fans der mundarttexte. liebe maniacs der mundartigen dichtung.
seid mir aufs herzlichste gegrüsst.

ich glaube, es ist wieder an der zeit für den nächsten text, damit ihr euch nicht zu sehr langweilt. setzt euch doch gemütlich in ein ruhiges eck und besucht meinen blog. habe schon sehr viele texte für euch bereitgestellt, von euch gelesen zu werden. habt keine angst, eure lesemacht möge und wird mit euch sein. genug gefaselt. hier ist er auch schon:

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323. | meine fünf sinn.

Jetzt is scho wieda soweit, mit an donnandn schlog tickt unsre vüz kuaze zeit
Die glühendn zeiga unsra übalebmsuah fliagn afoch vüz schnö dahin
Jetzt hoit di fest, sei bereit, füa die ois enthüllende bittre reine woahheit
Oba vielleicht eagibt dieses weit geöffnete buach übahaupt kan tiafan sinn.

Jetzt is scho wieda voabei, a schrill gellend, heulenda, markeaschüttanda schrei
Eafosst uns mit volla wucht und dringt dröhnend laut tiaf in uns duach unsre klan oahn
Jetzt zöhn ma olle bis drei, wiad kan untaschied mochn, is völlig einalei
Oba vielleicht gehn wenigstens a poa beschriebne seitn vom buach no net valoan.

      Oba es heat afoch net auf, die stimm in mia flüstat mit an zäatlichn hauch
      Zöht bis drei, pletzlich is donn stü, die stimm in mia wispat mit an sonft wachn gfüh
      Sie kontrolliat mein vastond, mei sö, mein geist, meine gedonkngänge san scho wieda entgleist
      Sie übanimmt jede anzelne aktion, mei eigna wün, meine fünf sinn hom a föhfunktion.

Jetzt is scho wieda soweit, mächtig schwoaze woikn bedeckn unsre freiheit
Den lebmsfrohn sonnenstroihn föht scho die kroft, dieses mächtige bond zu duachboahn
Jetzt denk dron und sei bereit, füa den letztn sprung in a fiktive wiaklichkeit
Oba vielleicht enthält dieses buach wichtige hinweise üba lebmssensoan.

Jetzt is scho wieda voabei, mei träumende existenz bewohnt a molarei
Prächtig kroftstrotzend leichtende foabm bekämpfn des vamischte schwoaz, grau und weiss
Jetzt zöhn ma olle bis drei, die fuachtlose gegnweah eatrinkt im unschuidsbrei
Oba vielleicht gibts füa diese utopische phantasie an stichhoitign beweis.

Denn in meine eignen traim fliag i duach zeit und raum, und lond in ana fremdn wöd
Denn in meina eignen wöd existiat donn ka traum, nua a seah grosses himmlszöt
Denn in mein eignen zöt leichtn die stean foabmreich, redn in ana fremdn sproch
Denn mit meina eignen sproch vasteh i den ausgleich, foi im traum in a tiafes loch.

      Oba es heat afoch net auf, die stimm säuslt mit an vafüahrarischn hauch
      Zöht bis drei, pletzlich is donn leis, diese stimm muamlt des geheimnis ois beweis
      Sie beheascht mei denkn, mei ich und mei sein, mei instinkt woa früha stoak ausprägt und äussast fein
      Und sie bemächtigt si jedn meina schritt, mei eigna wün, meine fünf sinn san jetzt iah gebiet.

            Hob kan zugriff meah auf meine fünf sinn, wea nua feangsteuat, scho seit onbeginn
            Hob ka gwoit meah üba meine fünf sinn, bin nua a foahgost mit vü disziplin
            Ka heaschoft meah üba meine fünf sinn, tram wieda im schlof mit da medizin
            Hob ka aufsicht üba meine fünf sinn, ka hoiz zum nochlegn füa mein kamin.

Jetzt is scho wieda passiat, bin mit dem endlos vagongenen licht kollidiat
Tauch donn schwearelos duach sichtboare und unsichtboare woiknwön aus eneagie
Jetzt hot wea mein wün blockiat, hob in da finstanis mit an engl kopuliat
Schweb mit rasenda geschwindigkeit duach die raumzeit in die kronke anomalie
Oba vielleicht offnboat ma dieses buach gonz a ondre vakeahte strategie.

Jetzt san olle wüafln gfoin, muass jetzt füa mei valoane wett bittabes bezoihn
Soatia die eingsommltn zasteatn punkte noch iahra dreckign weatigkeit
Jetzt is des echo vahoit, hob d‘letzte symphonie mit da kugl übaroit
Dieses kompliziate notnlabyrinth vawischt die klongfoabm mit feichtigkeit
Oba vielleicht entsteigt dem zaschlissnen buach a spua von jungfräulicha longsomkeit.

Denn in meine eignen traim bin i mei eigna hea, konn tuan und mochn wos i wü
Denn in meina eignen wöd gibts hoate gegnweah, übawoch jedes klane spü
Denn in mein eignen spü hoit si ois im gleichgewicht, guad und bes reichn si die händ
Denn mit meina eignen sproch vasteh i recht und pflicht, i hoff, da traum findt no ka end.

      Oba es heat afoch net auf, diese stimm zischlt mit an gehässign hauch
      Zöht bis drei, pletzlich is lautlos, diese stimm munklt von an schändlichn vastoss
      Sie vaklavt mei lebm und mei bewusstsein, die vün eainnarungen woan nua so zum schein
      Sie fesslt und kneblt jede fähigkeit, mei eigna wün, meine fünf sinn san jetzt iah raumzeit.

            Hob kan einfluss meah auf meine fünf sinn, wie in nebl taucht, nua disharmonien
            Führung valoan üba meine fünf sinn, bin nua blinda passagia ohne stimm
            Ka autorität üba meine fünf sinn, tram wieda im schlof von dystopien
            Beföhsgwoit valoan üba meine fünf sinn, bin umgebm von paradoxien.

                  Mei widaspruch liegt in da logik begründet ohne meine fünf sinn
                  Mei grenzn zwischn frei und zwong is winzig kla ohne meine fünf sinn
                  Mei geistiga horizont is net weit entfeant ohne meine fünf sinn
                  Mei lebmsrückblick vaschwindt in da dunklheit ohne meine fünf sinn.

Jetzt is scho wieda passiat, mei müdigkeit hot si mit meina sucht amüsiat
Meine trübm gedonkn stüazn im frein foi ins chaos, ins letzte vadeam
Jetzt is mei sicht wieda blockiat, die söbstzastöararischn voawüaf hom zvü riskiat
Klane schnölle tiafe schnitt in die haut gritzt vaklebm die bluadign schoafn scheam
Oba vielleicht konn i die letztn losn seitn vom buach no rechtzeitig obfäam.

Jetzt san olle wüafln gfoin, muass die spitzn kantn wieda ausm feia hoin
Meine zakrotztn eainnarungsbüda blitzn kuaz auf, hom si wieda aufglöst
Jetzt is des echo vahoit, ois negative vabreitet wieda iah vüfoit
Im ewign kreislauf vatiaft wiad diese suppm mit schwoaza magie eingeflösst
Oba vielleicht hot dieses buach die mit kronkheit befoinen seitn scho längst entblösst.

Denn in meine eignen traim bin i da kommandant, schrei befehle ind weide wöd
Denn in meina eignen wöd is ois irrelevant, die schlochtn kämpf i aufm föd
Denn auf mein eignen föd hoitn guad und bes die woog, im mittlpunkt heascht des gesetz
Denn in meina eignen sproch vasteh i jetzt die frog, wo befindet si nua mei netz.

      Oba es heat afoch net auf, diese stimm raunt mit an grausam brutaln hauch
      Zöht bis drei, pletzlich is donn stumm, diese stimm tuschlt üba mei delirium
      Sie steiat meine synapsn, meine zön, die dunkle materie in mia mocht nua baustön
      Sie manipuliat, vaschleiat, entstöt und betrügt, mei eigna wün, meine fünf sinn san jetzt vaunglückt.

            Zeig ka wiakung meah bei meine fünf sinn, bin vaschluckt woan, konn von hia net mea fliehn
            Mei talent valoan bei meine fünf sinn, hob mas do nua provisorisch ausgeliehn
            Hob ka mocht meah üba meine fünf sinn, tram wieda im schlof mit amphetamin
            Des niveau tiaf gfoin bei meine fünf sinn, hob scho gnua von diese zeremonien.

                  Meine wahnvoastellungen nehmen übahond ohne meine fünf sinn
                  Des labyrinth im niemondslond is öd und lea ohne meine fünf sinn
                  Mei köapaliche gsundheit hot tiafststond eareicht ohne meine fünf sinn
                  Mei eigne lebmsgschicht is scho ausradiat woan ohne meine fünf sinn.

                        Ohne meine fünf sinn bin i obgrichtet, gebändigt, gezähmt und gonz fromm
                        Ohne meine fünf sinn is mei hoss auf di wie a klans unschuidigs atom
                        Ohne meine fünf sinn bin i zutraulich, besänftigt, foigsom und gonz lieb
                        Ohne meine fünf sinn bekommt jetzt mei hoss auf di an letztn gnodnhieb.

Jetzt is scho wieda soweit, mit an donnandn schlog tickt unsre vüz kuaze zeit
Die glühendn zeiga unsra übalebmsuah fliagn afoch vüz schnö dahin
Jetzt hoit di fest, sei bereit, füa die ois enthüllende bittre reine woahheit
Oba vielleicht eagibt dieses weit geöffnete buach übahaupt kan tiafan sinn.

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Geschrieben am 01. august 2012 /// 21./22./23./24. september 2015.pk.
Überarbeitet am 24. jänner 2017.pk. – copyright by philipp kirschner.pk.

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nochmals ein herzliches dankeschön für euer interesse, für eure lange treue, euren mehrmaligen besuch und für eure investierte zeit, die ihr alle ins lesen und übersetzen dieser mundartigen texte steckt. vielen lieben dank dafür.
und hier wieder die üblichen links:


danke für alles. und ich habe noch eine grosse bitte.
bleibt mundartig gesund und bleibt mir weiterhin gewogen.
euer philjazzmetal, dialectiloquax, der mundartige.

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